Visum beantragen für Russland

Für viele Reisende ist ein Visum nicht selten ein Hinderungsgrund. Vor allem wenn man in das bürokratischste Land unserer Erde reisen möchte: Russland. Doch ist diese Hürde wirklich so hoch? In diesen Beitrag versuche ich etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

 

1.       Das Reiseziel ist entscheidend

 

Habt ihr vor Kaliningrad (Königsberg) oder Sankt Petersburg zu besuchen, dann könnt ihr einiges an Aufwand und Geld sparen. Denn seit dem 01. Oktober 2019 könnt ihr die zuvor genannten Städte (einschließlich des gesamten Oblast/Gebiet) mit einem "E-Visum" besuchen. Für die Hotels der beiden Städte ist das natürlich wie ein Sechser im Lotto. Selbstverständlich ist auch dieses E-Visum an einige Anforderungen geknüpft:

  • Maximale Aufenthaltsdauer 8 Tage. Ein- und Abreisetag zählen als volle Tage
  • einmalige Einreise
  • keine Erlaubnis per Bahn einzureisen (nur bei St. Petersburg)

Vor allem der letzte Punkt ist für Bahnfans ärgerlich, gibt es doch interessante Zugverbindungen von Finnland nach St. Petersburg. Auch Fußgänger, per Schiff oder Autofahrer müssen vorgeschriebene Grenzübergänge nutzen. In das Oblast Kaliningrad darf man (entgegen der Aussage des deutschen Auswärtigen Amtes) auch per Bahn reisen. Die Einreise muss aber zwingend über die Bahnhöfe Mamonovo oder Tilsit erfolgen.

 

 

Beantragen müsst ihr das E-Visum 30 bis spätestens vier  Tage vor Reiseantritt. Der größte Vorteil: Es ist kostenlos und wird zügig erteilt. Ein wichtiger Hinweis: Schaut euch genau die Vorgaben zur Eintragung in das Online-Formular an. Es kam schon zu Zurückweisungen, weil ein zweiter Vorname gefehlt hat oder versehentlich ein O statt einer Null eingetragen wurde. (Der Buchstabe O wird bei deutschen Reisepässen als Nummer prinzipiell nicht vergeben.) Das Formular zur Beantragung findet ihr hier: E-Visum Antrag 

  • Wollt ihr weitere russische Orte außerhalb der zwei Oblaste besuchen oder mehr als einmal einreisen, benötigt ihr ein reguläres Visum!

 2.       Tourismus Visum beantragen (einmalige Einreise)

 

Neben den zuvor genannten Reisezielen muss unterschieden werden, wo ihr wohnt: Habt ihr den großen Vorteil und wohnt in Berlin, Hamburg, Leipzig, Frankfurt, München oder Bonn könnt ihr das Visum preiswert bei der Botschaft oder eines der Konsulate beantragen. Das ist gar nicht schwer, wird aber im Internet oft kompliziert verkauft, da viele Büros gutes Geld mit der Beantragung in eurem Namen verdienen.

Wohnt ihr nicht in den genannten Städten, dann könnt ihr das über Anbieter in eurer Stadt (für Erfurt z.B. Visum-Russland.org in der Leipziger Straße) oder über das russische Visazentrum. Dieses Zentrum ist ebenfalls ein Privatanbieter, welcher im Auftrag der russischen Botschaft arbeitet. Prinzipiell ist dieser ebenfalls günstig, aber wenn man nicht persönlich vor Ort erscheint, werden die Dokumente per Kurier versandt. Dadurch entstehen hohe Kosten. Die Visa-Zentren haben im Gegensatz zu den Konsulaten längere Öffnungszeiten, auch samstags.

 

Kostenvarianten:

  • Beantragung beim Konsulat: 35 € Gebühr (Express 70 €)
  • Visazentrale: 65 € (Express 100 €) + 25 € Kurierdienst (pro Reisepass)
  • Private Anbieter: ca. 110 €

Benötigte Unterlagen und Versicherungen:

 

1. Auslandskrankenschutz

Zur Beantragung des Visas werden bestimmte Anforderungen an die Auslandskrankenversicherung gestellt. Die günstige fünf Euro pro Jahr Auslandsversicherung der AOK reicht zum Beispiel nicht aus. Bevor ihr eine andere abschließt, fragt nach ob Russland abgedeckt ist. Die Mitarbeiter sollten eigentlich wissen, welche Anforderungen gelten. Ich habe die ADAC Auslandskrankenversicherung gewählt, für ca. 15 € pro Jahr. Wichtig ist, dass die Versicherung euch ein Ausdruck darüber erteilt, dass die russischen Anforderungen erfüllt werden. Diesen müsst ihr dem Antrag beilegen!

 

2. Reisepass

Ein gültiger Reisepass ist natürlich notwendig. Achtet auf die Gültigkeit! Denn der Reisepass muss noch mindestens sechs Monate nach Rückreisedatum gültig sein! Weiterhin müssen noch zwei aufeinanderfolgende Seiten frei sein.

 

3. Einladungsschreiben / Visa-Support Letter

Ihr benötigt ein Einladungsschreiben (auch Visa-Support-Letter genannt) zur Beantragung des Visa. Den Sinn dahinter verstehen die wenigstens, aber es ist ein zwingendes Dokument. Falls ihr schon ein Hotel gebucht habt, könnt ihr dort anfragen, ob sie dieses Schreiben ausstellen (gegen Gebühr von ca.15-25 €).

Ihr könnt dieses Schreiben aber auch selber beantragen. Dafür gibt’s sehr viele Anbieter im Netz. Dieser muss aber zwingend bei der russischen Tourismusbehörde lizenziert sein! Den günstigsten welchen ich gefunden habe ist Fortuna Travel für 9,99 € pro Einladung. Ihr bekommt das benötigte Schreiben spätestens eine Stunde nach Bestellung per E-Mail zugesandt. Hat alles wunderbar funktioniert.

Wichtig: Ihr müsst in dem Onlineformular zwingend die Städte eurer Reise eintragen und eine Anschrift (vom Hotel) hinterlegen. Nutzt ihr AirBnb, müsst ihr Apartmant + Anschrift angeben.

Nach Visa-Erteilung seid ihr nicht an das Hotel gebunden. Ihr könnt auch ein anderes wählen – es sollten nur die Städte übereinstimmen!

 

4. Visa Antragsformular

Das Ausfüllen des Antragsformulares ist ebenfalls kein Hexenwerk. Das Formular findet ihr auf dieser Seite

Ihr könnt es auch speichern und an einen späteren Zeitpunkt weiter ausfüllen. Fast alle Punkte sind selbsterklärend, dennoch ein paar Hinweise:

  • Umlaute müssen in AE, UE, OE umgewandelt werden
  • Abschnitt "Travel Company": Hier trägst du die Firma ein, welches dir das Einladungsschreiben ausstellt (z.B. Fortuna Travel) mit allen notwendigen Informationen.
  • Abschnitt "Datum und Ort des Visumantrages": WICHTIG! Hier muss die tatsächliche Stelle der Einreichung ausgewählt werden. Es ist nicht zulässig das Konsulat in Hamburg zu wählen und den Antrag in Leipzig abzugeben. Aufpassen muss man bei der Unterscheidung zwischen Visa Zentrum und Konsulat!

Nachdem das Formular ausgedruckt wurde, müsst ihr ein möglichst aktuelles (biometrisches) Passfoto in das vorgesehene Feld geklebt werden. Ich habe mich äußerlich in den letzten Jahren fast gar nicht verändert und habe das gleiche Foto vom Reisepass (drei Jahre alt) genutzt. Das wurde zurückgewiesen! Beachtet weiterhin, dass bei einem Versandt der Dokumente (z.B. an das Visa Zentrum) diverse Datenschutzformulare auszufüllen sind.

 

5. Nachweis über finanzielle Mittel

Ein für uns ungewöhnlicher, aber dennoch notwendiger Schritt ist der Nachweis über finanzielle Mittel. Dieser Nachweis soll deine Rückreisewilligkeit ausdrücken. Das kann zum Beispiel ein Gehaltsnachweis, Kontoauszug oder Immatrikulationsnachweis sein. Bucht ihr über ein Reisebüro, kann dieses unter Umständen auch die Rückreisewilligkeit bestätigen.

 

6. Zusammenfassung

  • Bestätigungsschreiben über gültige Reiseversicherung
  • Gültiger Reisepass (+ sechs Monate und zwei freie Seiten)
  • Einladungsschreiben / Visa-Support-Letter
  • ausgefüllter Visa Antrag
  • Kontoauszug / Gehaltsnachweis
  • Rechtzeitiges beantragen! 4-10 Arbeitstage benötigt das Konsulat.

Kosten: Konsulatsgebühr 35 € + Reiseversicherung ca. 15 € + Einladungsschreiben 10 € = 60 €

 

Fazit / Meine Erfahrung:

Vor der Beantragung hatte ich riesen Respekt vor diesem bürokratischen Akt. Nachdem ich mich ein wenig damit beschäftigt habe, war es halb so wild. Würde ich noch näher an einer der Städte mit einem russischen Konsulat wohnen, würde ich immer diese Variante vorziehen. Ein Urlaubstag, plus Anreisekosten nach Leipzig, hatte in unserem Fall aber keinen Sinn ergeben (zusätzlich Abholung des Reisepasses). Eine Beantragung über das Visa Zentrum mit Versand empfand ich ebenfalls als zu umständlich, da pro Reisepass Kurierkosten anfallen. Ich habe dann bei einem Erfurter Büro (visum-russland.org) das Visum abwickeln lassen. Ein super Service, aber halt 110 € pro Reisepass.


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