Metalist Stadion Charkiw

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Schachtar Donezk 0:3 Manchester City FC

23.10.2018 / Gruppe F / 3. Spieltag

Champions League 

 Metalist Stadion Charkiw

37.106 Zuschauer

Charkiw - Ukraine

Distanz: 3230 km

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Hauptbahnhof Charkiw
Hauptbahnhof Charkiw

Die Anreise zu diesem Spiel war das eigentliche Highlight und wird ausführlich hier beschrieben. Man hätte bei dieser Reise durchaus auch mal vernünftig sein dürfen und auf ein Spiel verzichten können. Aber so eine Champions League Paarung reizt dann doch immer wieder sehr. Leider war auf Grund der ganzen Kurzfristigkeit kein Ligaspiel drin, was das ukrainische Fußballflair sicherlich noch näher gebracht hätte, aber über 37.000 Leute in einem Stadion sieht man in diesem Land auch nicht häufig. Fast 500 km pro Strecke, das entspricht 4:50 h Zugfahrt, war uns dieser Abstecher nach Charkiw wert. Die Zugfahrt zwischen Kiew und der zweitgrößten Stadt der Ukraine war ziemlich unaufgeregt. Ich hatte ja persönlich auf ein paar englische Anhänger gehofft, aber da wir nur knapp 4 Stunden vor Anpfiff ankamen, waren die Jungs sicherlich schon längst in den Pubs der Stadt unterwegs. Neben der Vernichtung der letzten polnischen Bierreserven vom Vortag war ein kleiner Fauxpas meinerseits ein Aufreger wert. Ich habe dämlicher weise Zugtickets für einen Tag später gekauft. Die Kontrolleure Liesen uns zwar mitfahren, wollten aber einen Obolus dafür haben, den wir versteckt vor den Überwachungskameras im Zug ihnen überreichen sollten. Nein, das war ganz bestimmt keine Abzocke und ich bin ganz ganz fest davon überzeugt, dass die 20 Euro direkt in das ukrainische Eisenbahnnetz investiert werden. Ansonsten sind die Express Züge zwischen den großen Städten top modern und haben nur an wenigen größeren Bahnhöfen gehalten. Auch landschaftlich gab es keinerlei Abwechslung. In Charkiw angekommen präsentierte uns der schicke Bahnhofsvorplatz um 18:30 Uhr schon im nächtlichen Glanz.

Metalist Stadion Charkiw
Metalist Stadion

Als Unterkunft diente uns das Station Hostel in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes. Die Bude war günstig und sehr schick. Die Leute an der Rezeption waren zwar große Nieten und konnten bei einfachsten Fragen null weiterhelfen, aber ansonsten empfehlenswert. Nachdem Check-In fiel unsere Sightseeingtour leider aus, da die Anreise Richtung Stadion unterirdisch stattfand. Sicherlich auf Grund unseres knappen Zeitplans ein ärgerlicher Aspekt, aber das Zeitpuffer war nicht exorbitant groß. Dafür konnten wir dann das Stadionumfeld noch ausgiebiger besichtigen. Hier wurde uns eine Symbiose aus altehrwürdigen Plattenbauten und Topmodernen Stadion geboten. Auch eine alte Tatra Straßenbahn schaukelte/mühte sich am Stadion vorbei. Wer Kharkiv mal besucht und am Stadion noch was naschen möchte, der muss sich in nördliche Richtung begeben. Dort gibt’s nen Supermarkt und kleinere Bars sowie Restaurants. Im Großen und Ganzen herrschte da eine recht friedliche Stimmung, was sich auch am vergleichsweise geringen Polizeiaufkommen messen lies. Verwunderlich ist das nicht, spielt doch heute nur ein Gast im Metalist-Stadion. Hausherr ist seit 1926 Metalist Charkiw, doch dieser Verein ist 2014 Pleite gegangen, nachdem sich der Besitzer im Zuge des Krieges in der Ostukraine nach Russland abgesetzt hat. Auf Grund dieses Krieges spielt auch Schachtar Donezk hier. Bis 2016 spielte man in Lemberg, am anderen Ende des riesigen Landes. Entsprechend war der Zuschauerzuspruch des 10-fachen ukrainischen Meisters äußerst gering. Der Umzug nach Kharkiv sollte dies ändern und lockt seitdem tatsächlich mehr und mehr Eventpublikum, vor allem bei CL-Spielen, an. So sind es „nur“ noch 300 km bis zur eigentlichen Heimat in Donezk, die seit Mitte 2014 von den pro-russischen Separatisten besetzt ist. Eine baldige Lösung des Konfliktes ist nicht zu erwarten. Der gesamte Verein lebt seitdem im Exil in teuren Kiewer Hotels und verbringt beinahe soviel Zeit in Flugzeugen wie auf dem Trainingsplatz. Bezahlen tut das bisher Rinat Achmetow, der reichste Mann der Ukraine, dem viele Bergwerke in und um Donezk gehören. Doch auch sein Vermögen schrumpft gewaltig. In der Forbes Liste der reichsten Menschen der Welt hat er eine Platzierung in den Top 100 schon verloren und siedelt sich aktuell irgendwo bei 200 an, der arme Kerl! Der heutige Gegner aus Manchester ist ebenfalls finanziell abhängig von Milliardären und deren Holding Gesellschaften. So besitzt die „City Football Group“ alle Anteile des Vereins. Diese Gesellschaft wurde von einem Scheich aus Abu Dhabi gegründet und wird zusätzlich von der „China Media Capital Football Holdings Limited“ tatkräftig unterstützt. Die Erfolge sind vor allem national messbar, zahlreiche Meisterschaften und Pokalgewinne wurden seit der Übernahme 2008 errungen. International ist der Drops aber noch nicht so richtig geflutscht. Mit Lyon, Hoffenheim und Donezk wurde der Mannschaft von Pep Gardioala allerdings eine machbare Aufgabe zugelost. Auch heute beherrschten die Gäste aus England mit belieben das Spiel. 

Schatar Donezk vs. Manchester City
Schatar Donezk vs. Manchester City

Zur Halbzeit netze bereits David Silva und nach Vorlage von De Bruyne Laporte zum 2:0 ein. Bernardo Silva setzte dann in der 70. Minute mit dem 3:0 den Deckel drauf. Das Spiel hätte auch locker 5:0 aus Sicht der Engländer ausgehen können, denn Donezk hatte dem hochkarätigen Kader nichts entgegen zu setzen. Auf den Rängen war jetzt auch nicht die Hölle los. Wir saßen in der gleichen Kurve mit den etwa 500 Gästefans, was ich für englische Verhältnisse enttäuschend fand. Gesänge gabs leider auch keine. In der Kurve gegenüber versammelten sich in einem kleinen Block die Ultras Donezk, welche aber nicht hörbar für uns waren. Im Stadion kamen immer wieder mal lautere Schachtar Rufe auf, aber das war schon viel Event. Das Highlight war dann noch eine Laola Welle… Bittere Zeiten für die Ultras aus Donezk, in vielen Belangen. Nachdem Spiel stand dann eine kleine Wanderung an, da einige U-Bahn-Stationen im Stadionumfeld geschlossen waren. Aber auch hier bestand das Sightseeing nur aus Plattenbauten. Auch im Bahnhofsviertel war nachts um eins nichts mehr Aufregendes zu besichtigen und nach 24 Stunden Zugfahrt genossen wir dann für ein paar Stunden das gemütliche Hostelbett, denn bereits kurz nach 6 klingelte der verdammte Wecker.

 

Nichtsdestotrotz hat sich Umweg über Kharkiv gelohnt. Länderpunkt Ukraine, östlichster Stadionbesuch und das Metalist Stadion bei Flutlicht machen die Strapazen wett. Die nächsten Tage wurden in Kiew, Tschernobyl und Lemberg verbracht, was wir dort erlebt haben könnt ihr hier nachlesen. 

Gästeblock Manchester City
Gästeblock Manchester City
Spielvorbereitung
Spielvorbereitung
Charkiw am nächsten Morgen
Charkiw am nächsten Morgen

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