Asim-Ferhatovic-Hase Stadion

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FK Sarajevo 0:0 FK Radnik Bijeljina

04.12.2016 / Premijer Liga / 18. Spieltag /

Asim-Ferhatovic-Hase Stadion

Zuschauer: 5.000

Sarajevo - Bosnien & Herzegowina

Distanz: 178 km

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Luftbild Sarajevo Kosevo Asim-Ferhatovic-Hase Stadion FK Sarajevo
Asim-Ferhatovic-Hase Stadion, auch Kosevo Stadion genannt von einem Berg südlich von Sarajevo
Asim-Ferhatovic-Hase Stadion im Stadtteil Kosevo Sarajevo

Im Spiel Nummer zwei an diesem Wochenende kommt es zum Vergleich der Föderation und der Republik Srpska. Für erstere tritt der FK Sarajevo an, der wohl bekannteste Vertreter des bosnischen Fußballs. Für die Republik ist heute der FK Radnik Bijeljina zu Gast. Dieser Verein wurde 1945 gegründet und spielte zu Jugo-Zeiten nur in regionalen Ligen, meist in der Novi Sad Zone. Das lässt schon die geografische Region vermuten: im äußersten Nord-Ost Zipfel ist die zweitgrößte Stadt der Republik Sprska gelegen. Dieser Lage geschuldet, fanden hier die ersten kriegerischen Handlungen des Bosnienkrieges im Jahr 1992 statt. Die Schergen von Arkan vertrieben alle Nichtserben und sollen bereits in den ersten Tagen um die 1000 Bosniaken getötet haben. Durch die Flüchtlingsströme Anfang der 90er Jahre stieg die Einwohnerzahl von ca. 30.000 auf über 110.000, meist Serben aus kroatischen Gebieten. Zurück zum Fußball: der größte Erfolg von Radnik war der Gewinn des bosnischen Pokals im Mai 2016 gegen Sloboda Tuzla. Dieser Sieg qualifizierte das Team zur Teilnahme an der ersten Qualifikationsrunde für die Europa League, doch man verlor gegen die Bulgaren von Beroe aus Stara Zagora. 

Asim-Ferhatovic-Hase Stadion Flutlicht FK Sarajevo Horde Zla

Glorreicher ist dagegen die Geschichte von FK Sarajevo. Bereits 18-mal konnte man an europäischen Wettbewerben teilnehmen, doch sehr erfolgreich war man dort nie. Kein einziges Mal konnte man sich für die Gruppenphase qualifizieren. Dennoch hat das Stadion, welches anlässlich der Olympiade 1984 gebaut wurde, schon zahlreiche spannende Pokalnächte erlebt. Zahlreich sind auch die Namen des Stadions: Für die einen ist es das Koševo Stadion, benannt nach dem Stadtteil. Dann Olympiastadion oder spätestens seit 2004 Asim Ferhatović Hase Stadion, benannt nach einer Fußballerlegende. Leider geht auch die Investoren-Pest in Bosnien herum. Seit 2013 ist Vincent Tan Eigentümer des Clubs, dem bereits Cardiff City aus Wales gehört. Laut Presseberichten will er junge Talente vom Balkan in die Premier League holen. Hoffentlich kommt er in Sarajevo nicht auf so abstruse Ideen wie in Cardiff. Die Bluebirds spielten 100 Jahre lang in Blau. Da seine Lieblingsfarbe aber rot ist, änderte er einfach mal die Trikotfarbe. Da fragt man sich manchmal, was in den Köpfen der Invasoren, ups… ich meinte Investoren so vorgeht. Wie bereits erwähnt hatte ich heute zum Spiel Begleitung durch meinen Tour Guide, welcher sich auch noch mit ein paar Kumpels traf. So war das Spiel durch viel Smalltalk über den europäischen Fußball, Gott und die Welt sehr kurzweilig. Aber auch auf dem Rasen ging es munter hin und her. Fraglich ist, ob die ethnischen Spannungen auch die Spieler anspornen, denn diese gingen ordentlich rein. Da war es schon verwunderlich, dass nur Sarajevo den roten Karton zu sehen bekam. Trotz Unterzahl konnten sie Bijeljina 2:0 schlagen und somit den dritten Platz vor den eben genannten verteidigen. Auf den Rängen hatten die Anhänger von Sarajevo heute, wie so oft, keine Gegner zu befürchten. Zwar besteht mit den Incident Bijeljina eine Gruppe seit 95, aber diese scheint seit 2016 nicht mehr sonderlich aktiv zu sein und stellt auch zu Hause nur eine kleine Truppe junger Männer. Dynamos beste Freunde von der Horde Zla sind dagegen wohlbekannt und füllten ihren Heimbereich mit knapp 400 Leuten. Der Auftritt war schon ziemlich gut, auch wenn ihre Gesänge im weiten Rund natürlich nicht so extrem zur Geltung kommen wie im etwas engeren Stadion von Zeljo. Dafür überzeugten aber ihre Böller. In Italien und Griechenland habe ich schon einige krasse Exemplare erleben dürfen, aber die Teile dürften die Leute in den nahegelegenen Wohnblöcken an schlimme Zeiten erinnert haben. Manoman was für Granaten, im wahrsten Sinne des Wortes. Sehr ausgiebig war auch der Torjubel, bei den sogar ein Schlagzeuger seine Trommel vor Freude durch die Luft schmiss. Außerdem zeigten sie das gesamte Spiel über am Zaun ein großes Transparent mit der Aufschrift „Vamos Chapecoense“, aus Solidarität mit den Opfern des Flugzeugabsturzes vom 28. November 2016. Ebenfalls wird mit einem Konterfei auch Vedran Puljić gedacht. Vedran wurde im Oktober 2009 beim Auswärtsspiel in Široki Brijeg erschossen. Über seinen Tod gibt es viele verschiedene Versionen und ich möchte hier auch zu keiner Stellung beziehen. Schlimm ist nur, dass Polizei und Politik es nie ernsthaft versuchten den Mörder zur Rechenschaft zu ziehen. Auch meine Begleitung winkte zu diesem Thema nur ab und ließ es bei den Worten „Korruption, Geld und Macht zerstören diesen Staat zum zweiten Mal.“ Treffender kann man es wohl nicht auf den Punkt bringen. Macht demonstrierte auch der private Sicherheitsdienst von „Securitas“. Die Einheit fuhr am heutigen Spieltag gepanzerte Jeeps auf, mit rundum Überwachung. Macht auf jeden Fall was her. Es war zwar nicht das ausgefallenste Spiel welches ich je besucht habe, aber durch die Begleitung, die kultigen Torjubel sowie das altehrwürdige Stadion mit seiner schönen Aussicht lassen das Spiel nach lange positiv nachklingen… Oder waren es die Böller, die meinen Tinnitus animierte? Wer weiß… Was sonst noch in Sarajevo erlebt wurde, könnt ihr hier nachlesen.

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Asim-Ferhatovic-Hase Stadion FK Sarajevo Horde Zla Chapecoense
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Asim-Ferhatovic-Hase Stadion FK Sarajevo Horde Zla Flutlicht
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